Weihnachtslied

 

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte,

ein milder Stern hernieder lacht;

vom Tannenwalde steigen Düfte

und hauchen durch die Winterlüfte,

und kerzenhelle wird die Nacht.

 

Mir ist das Herz so froh erschrocken,

das ist die liebe Weihnachtszeit!

Ich höre fernher Kirchenglocken

mich lieblich heimatlich verlocken

in märchenstille Herrlichkeit.

 

Ein frommer Zauber hält mich wieder,

anbetend, staunend muss ich steh‘n:

Es sinkt auf meine Augenlider

ein goldner Kindertraum hernieder:

Ich fühl‘s – ein Wunder ist gescheh‘n.

                              

Theodor Storm (1817-1888)

 

 

 

 

 

Heute bin ich mal wieder Kind! Wieso? Ganz einfach: Weil ich selbstvergessen eintauchen möchte in den glückseligen Zustand des Bei-sich-Seins und die anstrengende, verstörende Welt mit all ihren Problemen, Viren, Hektik und viel Lärm um alles und nichts draußen vor meiner Tür lassen will. Ich sperre jetzt mal für eine Weile zu!

 

 

 

 

 

 

Ich glaube, die Fähigkeit, uneingeschränkt in der Gegenwart zu leben – wenigstens für ein paar Stündchen – ist kein Privileg der Kindheit. Wenn wir uns darauf einlassen, gibt es in jeder Lebensphase genügend Zeiten, in denen nur die Gegenwart zählt, die Momente der Versenkung, des ungestörten Nachdenkens, des glücklichen Verweilens in einem Zustand der Zeitlosigkeit.

 

 

 

 

 

 

Und wann ließe sich diese Sehnsucht besser stillen, als in dieser leisen Zeit, der Adventszeit? Jetzt ist die Stunde der Sinne, die sich weit und kindlich neugierig öffnen dürfen für die Magie, die mit der ersten Adventskerze ihr leuchtendes Licht verbreitet.

 

 

 

 

 

 

Mit jeder weiteren Kerze am Adventskranz wächst die Lust, die sorgsam verwahrten Schachteln mit dem Christbaumschmuck hervorzukramen, die goldglänzenden Kugeln, schimmernden Zapfen, glitzernd bunte Vögel aus Glas und die niedlichen, winzigen Wattepilze wie lang vergessene Schätze zu bestaunen. Ums Kinderherz wird‘s schon fröhlich-warm.

 

 

 

 

 

 

Altbewährte Plätzchenrezepte aus Familientradition kommen wieder zu neuen Ehren und alsbald erfüllt ihr unverwechselbarer Duft nach Zimt, Vanille und Sternanis die häusliche Weihnachtsbäckerei.

 

 

 

 

 

 

Lassen wir uns doch einfach mal anstecken von den verheißungsvollen Düften, der festlichen Dekoration und stimmungsvoller, adventlicher Musik. Je öfter wir uns damit „boostern“, desto mehr vorweihnachtliche Stimmung bescheren wir und selbst. Langsam stellen sich Zuversicht, Vorfreude und Froh sein ein. Wir sind angekommen!

 

 

 

 

„Ankommen“ bedeutet das lateinische Wort „advenire“.

 

 

Ankommen in einer Zeit des Lichtes! Die hell und warm leuchtenden Kerzen am Adventskranz, die vielen strahlenden Kerzen am Weihnachtsbaum, die tausend Lichter an den Fenstern, in den Straßen und Gärten zeigen es: Weihnachten ist das Fest des Lichtes!

 

 

 

 

 

 

Der Dichter Rainer Maria Rilke schrieb in einem Brief an seine Mutter: „Auch ist mir keine Weihnachten, wo es auch war, vergangen, ohne dass es hinter meinen geschlossenen Augen für eine Sekunde unbeschreiblich hell wurde“.

 

 

 

 

 

 

Meine Lieben, ich wünsche euch in dieser dunklen Zeit viele adventliche, hell leuchtende Lichter, die Herz und Gemüt fröhlich erwärmen.

 

 

 

 

Eure Evelyn

 

 

 

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