Geheimnisvoller Rosengarten

 

 

„Die Welt umfasset nicht das Bild    

der Rose,

die Phantasie umfasset nicht

die Rose.

Vom Seelengarten ist die Rose,

und Inbegriff der Schönheit ist

die Rose.

  –   Rumi (13. Jahrhundert)  –

 

 

 

 

Es klingt, als sei der persische Dichter Rumi in meinem „Seelengarten“ zu Gast gewesen, um seine schönen Worte zu verfassen…

 

 

 

 

Denn über ewige Zeiten hinweg verbindet uns ein gemeinsames Empfinden, ja – eine Liebesgeschichte. Mensch und Rose – seit jeher unzertrennlich!

 

Obwohl es sie in allen Farben und Blütengrößen gibt, mit Stacheln und ohne, mit betörenden Düften und großen und kleinen Hagebuttenfrüchten, als hohen Strauch und kleinen Zwerg, als himmelstürmende Kletterkünstler und bescheiden am Boden ruhende Schönheiten, sagt uns doch der kleine Prinz aus Antoine des Saint-Exupérys kluger Erzählung: „…auch wenn es fünftausend gleiche Rosen gibt, die eine, um die es geht, erkennt man mit dem Herzen.“

 

 

 

 

Mein Herz für Rosen ist jedoch sehr groß und in meinem „Seelengarten“ flüstert die griechische Dichterin Sappho – sie lebte im sechsten Jahrhundert v. Chr. – immer noch… „Rosen beschatten die Hänge, traumlos rieselt der Schlaf von ihren bebenden Blättern…“

 

 

 

 

Doch nicht nur in den Schlaf geleitet uns der sanfte Duft der Rosen, sondern immer wieder auch ins Reich der Sinne. Liebe und Erotik symbolisiert die Königin der Blumen in allen Zeiten. Wurde sie bereits schon vor 4000 Jahren in China gezüchtet, so erfuhr sie in der abendländischen Kultur erst bei den sinnenfrohen Römern breites Interesse.

 

 

 

 

Der berühmt-berüchtigte Kaiser Nero ließ bei seinen Orgien Tonnen von duftenden Rosenblättern von der Decke herabregnen, um seine Gäste in einen wahren Rosenrausch zu versetzen. Das jedoch wusste die schöne ägyptische Königin Kleopatra allerdings zu toppen. Sie empfing Marcus Antonius, den legendären römischen Feldherrn, in ihrem knietief mit Rosenblüten angefüllten Schlafgemach. So werden wohl auch die mächtigsten Männer schwach!

 

 

 

 

Rosige Aussichten also! Jetzt zur Rosenzeit zur Nachahmung empfohlen, meine Damen… vielleicht zitiert der Liebste dann mit den Worten des eingangs erwähnten persischen Dichters Rumi… „O schließe dir den Mund mit Rosenknospen und lerne schweigend lächeln wie die Rose.“

 

 

 

 

Ob Brigitte Bardot schweigend und wissend gelächelt hat, als der feurige Playboy Gunter Sachs zu ihrer Eroberung aus einem Helikopter Rosenblüten auf ihr Anwesen in St. Tropez an der Cote d’azur herabregnen ließ, ist wahrscheinlich, denn sie heirateten und wurden zum Traumpaar der 60er Jahre.

 

 

 

 

Der Rose und ihrer uralten Geschichte wird man aber nur gerecht, indem nicht nur die weitreichende Bedeutung als Liebessymbol schwärmerisch besungen wird.

 

 

 

 

Eine geheimnisvolle Weisheit sprachen ihr die Geheimbünde und Freimaurer zu. Das unter der Rose Gesagte „Sub rosa dictum“ galt als absolut vertraulich. „Der Name der Rose“ in Umberto Ecos weltberühmten Roman erzählt von dieser Symbolkraft.

 

 

 

 

Und das die Rose in den Kräutergärten der Klöster des Mittelalters wuchs, hatte seinen guten Grund: Sie war ein Heilmittel. Die große Heilkundige Hildegard von Bingen empfahl Umschläge mit Rosenblüten für müde Augen und eine Teemischung aus getrockneten Rosen und Salbei gegen Jähzorn. Ich werde es mal ausprobieren!

 

 

 

 

In Legenden und Geheimnissen, Wundern und Märchen, Gedichten und Liedern, Gebeten und Gemälden treffen wir über alle Zeiten und Kulturen hinweg die Lieblingsblume aller Völker wieder. Ihre Schönheit und Vollkommenheit lässt uns einen duftenden Hauch vom Paradies erahnen.  Daher gibt es einen Begriff für die Rose in allen Sprachen – nur bei den Eskimos nicht.

 

 

 

 

Im Juni ist die Hauptblütezeit der Rosen, jetzt kann man ihren Zauber aufs Schönste erleben und eh‘ sie verblühen sammeln wir ihre duftenden Blüten… für sanftes Rosenwasser und -öl, für köstlichen Rosenlikör, für lieblichen Rosentee und –gelee, hinreißende Aromen verströmende Duftschalen und Duftsäckchen, ganz sicher aber für Rosenbowle und vielleicht für einen Liebestrank…

 

 

 

 

Aus meinem Rosen-Seelengarten bringe ich… „zwei Pfund duftende Rosenblütenblätter mit, gebe vorzugsweise klares Regenwasser hinzu, bis die Blüten gerade bedeckt sind. Bringe es langsam zum Kochen und lasse alles einige Minuten köcheln. Dieses ist ein sehr zartes Waschwasser und eine angenehme Erfrischung für Gäste, die einen langen Weg hinter sich haben.“

 

 

 

 

Gelesen in einem alten Büchlein, Verfasser unbekannt, aber als liebenswürdig anmutiger Willkommensgruß für die Rosenzeit charmant zu nutzen.

 

 

 

 

Kleine Anmerkung… die herrlichen Rosen in meinem „Seelengarten“ wachsen seit vielen Jahren in einem unbearbeiteten Stückchen Land, einfach so in der Wiese. Das Geheimnis für ihr prachtvolles Aussehen und überragende Gesundheit ist wohl die Gelassenheit, mit der sie in Ruhe und in viel Freiraum gedeihen können und außer Sonne, frischer Luft, Regenwasser und vermutlich einem guten Boden keine „wohlgemeinten“ Gaben an Dünger oder Spritzmitteln verkraften müssen. Ich finde, ihre Ausstrahlung, kraftvolle Schönheit und betörenden Düfte sprechen für sie!

 

 

 

 

Und ich besuche meine Schönen sooft ich Zeit habe, denn um mit den Worten der charismatischen britischen Gartenexpertin und -architektin Gertrude Jekyll (nach der der weltberühmte Rosenzüchter David Austin vor mehr als 30 Jahren eine seiner ersten wuchskräftigen, wundervollen Duftrosen benannt hat) zu sprechen…

 

 

 

 

„Der beste Zweck, dem ein Garten dienen kann ist, Freude zu schenken und den Geist zu erfrischen.“

 

Da kann ich nur aus ganzem Herzen zustimmen und verabschiede mich daher für heute mit dem Büchlein des portugiesischen Dichters José Maria Eca des Queirós „DIE ROSE“, in dem er den Leser auf eine lebendige Zeitreise mitnimmt, die unsere Lieblingsblume durch die Geschichte der Menschheit gemacht hat in meinen „Seelengarten“ und träume noch ein Stündchen von…

 

 

 

            

„Einem Land, wo ewge Sonnen

am Firmamente stehn,

wo wunderschöne Menschen

in Rosen schlafen gehn.

  –  Aus dem Gedicht – Mein schönes Wunderland – von Theodor Storm, 1817-1888  –

 

 

Für euch, meine Lieben – (wer erinnert sich noch an den Text des berühmten Liedes von Hildegard Knef?) – soll’s rote Rosen regnen…

 

 

 

 

Mit rosig duftenden Grüßen,

eure Evelyn

 

 

 

 

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