Liebesbrief an den September

 

Septembermorgen

 

Im Nebel ruhet noch die Welt,

Noch träumen Wald und Wiesen:

Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,

Den blauen Himmel unverstellt,

Herbstkräftig die gedämpfte Welt

Im warmen Golde fließen.

 –  Eduard Mörike  –

 

 

Lieber September,

dein Gastspiel war hinreißend und in diesem Jahr hast du einen besonders großen, begeisterten Applaus verdient. Du hast alles gegeben!

Du warst farbenprächtig und sonnig, deine sommerliche Wärme ein kostbares Geschenk.

 

 

Opulent und reizvoll waren deine wunderschönen Auftritte, mit denen du uns in jeder Vorstellung umgarnen und becircen konntest. Du brillierst wirklich in jeder Rolle: Ob drall-hübsche Bauerntochter mit rosigen Wangen und schelmischem Lächeln oder elegant laszive Landlady mit charmant gelassener und wissender Attitude – du hast uns immer wieder aufs Neue verführt und verzückt schwärmen lassen.

 

 

Und wie du daherkommst! Atemberaubend! Du brauchst dich nicht zu schminken, keine aufwändige „Maske“ – deine natürlichen Farben sind prachtvoll aufeinander abgestimmt.

 

 

Dieses hauchzarte, transparente Himmelblau am Morgen, ein intensives, fast südlich anmutendes, strahlendes Opalblau in der Mittagsstunde und erst dein warmes, beruhigendes Malvenblau des späten Nachmittags – einfach einzigartig!

 

 

Durchglüht von deinem goldenen, sonnigen, lebenslustigen Lächeln, das du uns in vielen Szenen geschenkt hast, wurden auch wir in schmeichelndes Licht getaucht.

Und dann deine Kostüme und Roben – phantastisch!

 

 

Manchmal waren wir fast geblendet von so viel Schönheit. Du weiblichster aller Monate – mit unnachahmlicher Grandezza schmückt dich einfach alles!

 

 

Ob du dich für rauschende Seide in flammendem Orangerot, leidenschaftlichem Rubin oder warmem Moosgrün entscheidest, du bist immer eine Augenweide und kannst es dir gelassen leisten, deine sinnlichen Kurven mit raffinierter Grazie bildhübsch zu betonen.

 

 

Im goldgelben Brokatmieder mit schwingender Krinoline bringst du sie erneut kokett zur Geltung.

 

Und der feine, pflaumenviolette Samt, veredelt durch dezent schimmerndes, altgoldenes Geschmeide, unterstreicht deinen leicht sonnengebräunten Teint und die blitzenden Augen vortrefflich.

 

 

Und neulich, bei einer frühen Morgenvorstellung – wir trauten unseren Augen kaum – hattest du dich in ein silbrig glitzerndes Gewand aus feinster Spitze gehüllt, bestickt mit strahlend schimmernden, diamantenen Tauperlen. Eine leicht frostige Überraschung du unbekümmerte Schöne, auf die wir so früh nicht gefasst waren. Ein zauberhaft funkelndes Debüt!

 


Mit deinem entwaffnenden Charme voller Licht und Wärme, perlendem Lachen, umweht von pikanten Düften, hast du auf besonders reizende Weise mit uns geflirtet und uns heitere, verspielte und köstliche Stunden bereitet.

Danke liebe September-Circe, dass du uns das Füllhorn deiner süßen und saftigen Gaben so großzügig und üppig dargeboten hast.

 

 

Deine sanfte Heiterkeit und lustvolle Lebensfreude waren ansteckend und verwöhnten besonders dein weibliches Publikum. Das glänzende Finale hat uns begeistert und erfüllt. Wohlig und ausgeglichen können wir nun den nahen Herbst begrüßen.

 

 

Und zum Schluss sei noch dieser Wunsch erlaubt: Bitte komm‘ immer wieder! Du bist eine beglückende Inspiration! Wir werden dich mit offenen Armen empfangen, denn wir genießen deine jährlichen Aufführungen in der malerischen, immer noch sommergrünen, buntgesprenkelten Kulisse und können es gar nicht erwarten, bis dein „Schleier fällt…“ Den roten Teppich breiten wir dann mit Freuden für dich aus!

 

 

Begleitet von versonnenen Abschiedsklängen und umsponnen von zarten, silbrigen Traumfäden verlassen wir mit einem Hauch von leiser Melancholie deine letzte magische Vorstellung.

 

 

Bleib uns treu – schöne, verlockende September Diva. Es war ein prunkvolles, ein sinnenfrohes Fest.

    

Im besonderen Auftrag aller begeisterter Verehrerinnen, für die du  d e r  Wonnemonat bist!

Deine Evelyn

 

 

 

Die letzte Rose

 

Wer hat dieser letzten Rose

Ihren letzten Duft verliehn?

Tritt hinaus ins Sonnenlose,

Atme ihn und spüre ihn,

 

Wie er rot im Offenbaren

Und verschwebender wie Wein

Wesen kündet, die nie waren

Und die hier nie werden sein.

  –  Georg von der Vring  –

 

PS.: Diesen Text widme ich Ellen und Julia, zwei wundervollen und schönen Septemberfrauen, die mein Leben sehr bereichert haben und es immer noch tun.

 

 

 

Vor langer Zeit hat mir ein kleiner Junge dieses bezaubernde Septembergedicht geschenkt

 

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