Hallo, freudig heisse ich dich willkommen – du leichtfüßiges, heiteres Kind des Sommeranfangs – und mache dir „JUNI“ Tür und Tor weit auf, bist du doch mein Lieblingssommermonat! Und bitte, bitte, enttäusche mich nicht – hat sich doch dein Vorgänger, der „liebliche“ Mai, nun wirklich nicht von seiner besten Seite präsentiert! Zig Variationen von „Shades of grey“ hat er uns mit seinen kalten Regengüssen geschickt und kein gütiges Einsehen in die Sehnsucht nach Frühling, Farbe, Sonne und Wärme gezeigt.

 

 

 

 

 

 

Nun bist du an der Reihe und meine Vorfreude ist riesig! Lass bitte die Rosen erblühen, die Erdbeeren süß und saftig werden und zum Schluss die Kirschen prall rot und reif! Und vergiss auch nicht deinen frischen, vergnügten juniblauen Himmel mit den zarten, weißen Federwolken, die du so beschwingt in die laue Luft malen kannst.

 

 

 

 

 

 

Fast möchte ihn schon summen, meinen Lieblings-Sommer-Song… „Summertime  and the livin‘ is easy“…

 

 

 

 

 

Also, schenk uns ein bisschen beflügelnde Inspiration zum freudigen Luftschlösser bauen und faulen Seele baumeln lassen. Denn nur jetzt – in deiner Zeit  – gibt es diese lupenreinen Sommertage, die du morgens schon mit dem Versprechen ankündigst, dass sie fast kein Ende nehmen. Und nur jetzt hast du deine einmalige Premiere mit dem goldgelb strahlenden Titel:

 

 

 

 

 

 

 

Verpass‘ deinen lang ersehnten Auftritt bitte nicht!

 

Alle werden dir begeistert applaudieren – versprochen  – wenn deine lichtdurchfluteten Tage dieses magische, unnachahmliche Blau zeigen, am frühen Morgen die Schwalben ihre eleganten Flugbahnen ziehen und in der späten samtschwarzen Nacht die Glühwürmchen ihre winzigen Taschenlampen aufleuchten lassen, um bei der Brautschau die Richtige ja nicht zu verpassen!

 

 

 

 

 

 

Jedes Jahr in den lauen Sommernächten des Juni schwärmen sie aus, diese wunderlichen, kleinen Fackelträger, deren kurzes Leben zwar voller Glanz und Leidenschaft, aber auch von romantischer Tragik bestimmt ist. In der Zeit der warmen Johannisnächte um den 21. Juni leuchten die Weibchen besonders hell, um die eifrigen, liebestollen Kerlchen anzulocken. Ich wünsche ihnen sehr, dass sie ein besonders berauschendes Liebesfest haben, denn leider ist ihr funkelndes Dasein nur von kurzer Dauer, nach der geglückten Paarung verglüht das Liebeslicht des Glühwürmchenmännchens und es stirbt. Seufz ! Was hat sich Mutter Natur mit dieser grausamen Variante nur gedacht?

 

 

 

 

 

 

Aber es gibt Trost! In dieser schönen Zeit schenkt uns der Lichtmonat ein hellgolden strahlendes Wunder, das unsere besondere Aufmerksamkeit verdient!

 

 

 

 

 

 

 

 

Um die Zeit des alten Festes der Sommersonnenwende, dem Johannistag, steht  das Johanniskraut in voller Blüte. Es ist eine der schönsten Sonnenpflanzen, völlig durchdrungen von der warmen, lichten Kraft der Sonne. Schon seit uralter Zeit ist das Johanniskraut mit dem Geheimnis der Sommersonnenwende verbunden. Jetzt hat die Sonne ihren höchsten Stand im Jahreslauf, die Sonne hält Hoch-Zeit. Seit Urzeiten wurde dieser Tag von den Menschen gefeiert als ein Fest der Verbindung des Lichtes mit der Erde. Mit dem Johanniskraut wurden heidnische Altäre geschmückt und beim Tanz ums Sonnwendfeuer Kränze aus dem sonnengelb blühenden Kraut als Zeichen der Verbundenheit mit dem Licht getragen.

 

 

 

 

 

 

Vielen der alten Sonnwendgeschichten sollten wir auch heute noch eine genauere Betrachtung schenken, denn das weise Wissen der Ahnen scheint in den goldgelben, fünfstrahligen Blüten der kleinen, leuchtenden Sonnenräder strahlend und funkelnd verborgen. Und erst die helle Junisonne offenbart uns ihr Geheimnis.

 

 

 

 

 

 

Wenn man die Johanniskrautblüten zwischen den Fingern verreibt, tritt aus ihnen ein roter Saft und die Blüten und Blätter zeigen gegen die Sonne gehalten kleine dunkle Punkte, die Öldrüsen. Schon die Alten wussten um die Heilkraft dieses magischen Öls, das in den Blättern und Blüten gespeichert ist. Das gesamte Mittelalter hindurch bis in unsere Zeit wird das Johanniskrautöl als Allheilmittel beschrieben. Und tatsächlich besitzt das leuchtend gelb blühende Kraut eine besondere Wirkung. Diese ist heute wissenschaftlich erforscht und anerkannt.

 

 

 

 

 

 

Das Johanniskrautöl – das Rotöl – gilt als pflanzliches Antidepressivum und kann vor allem in den dunkleren Monaten, wenn wir alle wieder unter Lichtmangel leiden, eine gedrückte Stimmung aufhellen. Johanniskraut erhöht die Fähigkeit, Licht für den Körper positiv zu nutzen und damit das Allgemeinbefinden vor nervöser Unruhe, Erschöpfung und Schlafstörungen zu schützen.

 

 

 

 

 

 

Es lohnt sich daher, für die Hausapotheke an trockenen, sonnigen Vormittagen das voll erblühte Johanniskraut zu sammeln. Zuhause füllt man ein Schraubglas gut zur Hälfte mit frischen Blüten und Knospen, gießt gutes Oliven- oder Sonnenblumenöl dazu bis die Pflanzenteile drei Finger breit bedeckt sind. An einem warmen, sonnigen Platz sollte das Öl 6-8 Wochen ziehen (ab und zu gut durchschütteln) und nach dieser Zeit das Öl durch ein Baumwolltuch abseihen und in eine saubere Flasche füllen.

 

 

 

 

 

 

So steht der rotgoldene Schatz im tristen Novembergrau bereit und hilft mit ein bis zwei Teelöffelchen am Tag die Erinnerung an die gute Laune der lichtblauen Junitage aufzufrischen.

 

 

 

 

 

 

Für einen goldenen, seelenverwöhnenden Tee an stressigen Tagen eignen sich wunderbar einige getrocknete Blüten des Johanniskrauts (ca. 1 Esslöffel). Das Wasser hierfür sollte allerdings nicht kochen, da die Blüten temperatur- und lichtempfindlich sind. Aber nach 10 Minuten Ziehzeit bitte nur noch zurücklehnen, Augen zu, leise schlürfen und genießen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So lehrt uns auch in dieser sonnigen Zeit das Leben immer aufs Neue: wo viel Licht ist, ist auch Schatten! Die Glühwürmchen in den verführerischen Sommernächten wissen vielleicht nicht so viel um diese Gegensätze… Uns Menschenkinder aber trägt noch die gute Stimmung, die der Juni uns mit seinen natürlichen, frühsommerlichen Stimmungsaufhellern schenkt.

 

 

 

 

 

 

Daher ihr Lieben, lohnt es sich, hin und wieder mal „Fünfe gerade sein zu lassen“ und ein wenig mit offenen Augen zu träumen. Das Sonnenjahr nähert sich bereits seinem Höhepunkt. Lasst uns daher noch ein Weilchen innehalten in dem verführerischen Gefühl, jung und lebendig zu sein und die Welt und den kommenden Sommer umarmen zu dürfen. Denn genau das sind die Momente, die unser Leben kostbar machen und die wir bewusst wie einen bezaubernden, flüchtigen Duft genießen sollten.

 

 

 

 

 

 

Meine Lieben, ich wünsche euch die Leichtigkeit des Seins für alle Juni-Sommer-Sonnen-Tage mit viel Lachen, Gesundheit und Glück und verabschiede mich mit dem wunderschönen Juni-Gedicht von Marie Luise Kaschnitz, dass die helle und luftige Atmosphäre dieses Frühsommermonats auf besonders sensibel poetische Weise zum Ausdruck bringt.

 

 

J U N I

 

Schön wie niemals sah ich jüngst die Erde.

Einer Insel gleich trieb sie im Winde.

Prangend trug sie durch den reinen Himmel

ihrer Jugend wunderbaren Glanz.

 

Funkelnd lagen ihre blauen Seen,

ihre Ströme zwischen Wiesenufern.

Rauschen ging durch ihre lichten Wälder,

große Vögel folgten ihrem Flug.

 

Voll von jungen Tieren war die Erde.

Fohlen jagten auf den grellen Weiden,

Vögel reckten schreiend sich im Neste,

gurrend rührte sich im Schilf die Brut.

 

Bei den roten Häusern im Holunder

trieben Kinder lärmend ihre Kreisel.

Singend flochten sie auf gelben Wiesen

Ketten sich aus Halm und Löwenzahn.

 

Unaufhörlich neigten sich die grünen

jungen Felder in des Windes Atem,

drehten sich der Mühlen schwere Flügel,

neigten sich die Segel auf dem Haff.

 

Unaufhörlich trieb die junge Erde

durch das siebenfache Licht des Himmels.

Flüchtig nur wie einer Wolke Schatten

lag auf ihrem Angesicht die Nacht.

 

 

 

 

 

 

Bis ganz bald im hoffentlich großartigen Hochsommer,

eure Juni verliebte Evelyn

 

 

 

 

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