„Erinnerungen sind das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.“

Jean Paul (1763-1825)   

 

 

 

 

Da die derzeitige Losung für alle Pandemie bedingt „Hiergeblieben“ lautet, tröstet es in dieser verstörenden, einengenden Zeit umso mehr, dass die sehnsüchtigen Erinnerungen mit bunten Traumbildern den erzwungenen Winterschlaf auflockern.

 

 

 

 

 

 

Mein Reisetraum entführt mich heute ins faszinierende orientalische Zauberland

 

 

 

 

 

 

 

Auf meinem fliegenden Teppich schwebe ich durch ein flirrend buntes Märchenreich von Tausendundeiner Nacht. Leuchtende, nie gesehene, die Sinne betörende Bilder begleiten mich durch die alten, verwinkelten Gassen der roten Königsstadt

 

 

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der Perle des Orients.

 

 

 

 

 

 

Durch eines der vielen Tore in der imposanten, die gesamte Medina umgebenden, zinnenbewehrten, rot-lehmigen Stadtmauer tauche ich in terracottabraune, strohgelbe und sienarote Schatten, die mich mit ihrem weichen fotogenen Licht verführen.

 

 

 

 

 

 

Das verzaubernde Farbspiel, die Kakophonie der ungewohnten Geräuschkulisse und das ständig präsente, unvergleichliche Geruchsfeuerwerk durchtränkt alle Sinne in diesem farbig irisierenden Film.

 

 

 

 

 

 

Mein Traumkaleidoskop schüttelt den überschwänglichen Farben- und Formenreichtum im Labyrinth der geheimnisvollen Souks mächtig durcheinander und entlässt mich in den Rausch des berühmten Gauklerplatzes „Djemaa-el-Fna“, dieser phantastischen Drehbühne, der ultimativen Mitte Marrakeschs, auf der sich bis tief in die Nacht ein fulminantes Freilufttheater abspielt.

 

 

 

 

 

 

Zur dringend nötigen Erholung bietet sich wie eine sehnsuchtsvolle Ahnung der paradiesische Garten an, den der französische Maler Jacques Majorelle (1886-1962) in den 30er Jahren schuf.

 

 

 

 

 

 

Wie eine zauberhafte Fata Morgana in blau-grünen Farbakkorden – dem berühmten „Bleu Majorelle“ – empfängt dieses sinnenbetörende Arkadien mit unvergleichlicher Magie. Wie leuchtende Edelsteine erstrahlen im majestätischen Kobaltblau filigrane Gebäude im maurischen Kolonialstil und bitter-süße, balsamische Düfte schwängern die Luft.

 

 

 

 

 

 

Wie leicht lassen sich hier die Visionen des großartigen Oeuvres des französischen Modeschöpfers und Courtiers Yves Saint-Laurent nachvollziehen, der in den 1970er Jahren das leider nach Majorelles Tod verfallene Anwesen kaufte, um das Paradies wieder in einstiger Pracht erblühen zu lassen.

 

 

 

 

 

 

Im Traum gönne ich mir eine Atempause im gepflegten Park der Koutoubia-Moschee, einem Juwel islamischer Architektur. Um mich herum blühen die schönsten tropischen Gewächse und prachtvolle, duftende Rosen parfürmieren die seidenweiche Luft. Das Gezwitscher der Vögel vermischt sich mit dem uralten, melodischen Ruf des Muezzins vom hohen Minarett – und ich fliege auf meinem farbenprächtigen Traumteppich weiter, immer weiter…

 

 

 

 

 

 

Nach der Erquickung mit einem „Thé a la menthe“, dem Sinnbild orientalischer Gastfreundschaft, ist die ersehnte Zeit gekommen für die Freuden eines ausgedehnten, wundervoll duftenden Nachtessens nach alter Sitte des Landes.

 

 

 

 

 

 

Kaum habe ich mich in dem hinreissenden kleinen Riad, einem versteckt in der Altstadt gelegenen, geheimnisvollen Stadthotelchen auf weichen, dicken Polstern niedergelassen, umschwebt mich auch schon eine Wolke aromatischen Dampfes, nachdem der Kellner schwungvoll den kegelförmigen Deckel einer schweren Tonschüssel – der Tajine – gelüftet hat.

 

 

 

 

 

 

Unter ihm verbirgt sich ein pikantes, leicht gedünstetes, sehr traditionelles Fischgericht, dessen köstlicher Anblick mir das Wasser im Munde zusammen laufen lässt.

 

 Zuvorkommend lächelnd wünscht der freundliche Kellner

 

 

(„Im Namen Gottes“)

 

der traditionelle Spruch zum Beginn einer marokkanischen Mahlzeit!

 

 

Das Rezept verriet mir die freundliche Köchin des Riad und ich gebe es hier gerne weiter.

 

 

Tajine Bil Hoot

    – Fisch Tajine für 4 Personen –

 

 

 

 

4 EL gehackte Petersilie

2 EL gehacktes Koriandergrün

1/8 l natives Olivenöl

2 TL süßes Paprikapulver

einige Safranfäden, leicht zerdrückt

1 TL gemahlener Ingwer

1 Bio-Zitrone

  1. 600 g grätenfreies Fischfilet (Kabeljau, Schellfisch, etc.)

4 Tomaten gehäutet, entkernt

2 Knoblauchzehen gehackt

1 TL gemahlener Kreuzkümmel

Salz, schwarzer Pfeffer, gemahlen

2 Möhren, schräg in Scheiben geschnitten

1 Zwiebel in dünne Scheiben geschnitten.

2 EL Fruchtfleisch von eingelegten Zitronen

 – Rezept im Anschluss !! –

Eine Handvoll schwarze Oliven ohne Stein

 

In einer ausreichend großen Schüssel Petersilie, Koriandergrün, Olivenöl, Paprikapulver, Safranfäden, Ingwer mit dem Saft einer halben Zitrone schön glatt verrühren.

Die Fischfilets in dieser Marinade wenden und 1-2 Stunden kalt stellen, einige Male umdrehen.

Die andere Zitronenhälfte in hauchdünne Scheiben schneiden.

Die Tomaten grob hacken, mit Knoblauch und Kreuzkümmel in einem Topf bei Mittelhitze 10 Minuten dünsten lassen, dabei ab und zu umrühren, bis die Sauce eindickt, dann salzen und pfeffern.

Eine Kasserolle/Bräter oder am Schönsten natürlich nach marokkanischer Sitte eine Tajine (für Backofen, Ceranfeld oder Gasherd tauglich) mit einer Schicht Möhren auslegen, darüber die Zweibelscheibchen drapieren. Die Tomatensauce darüber verteilen und alles zusammen bei mittlerer Hitze 15-20 Minuten köcheln lassen, bis die Möhren weich sind.

 

Anschließend die Fischfilets auf das Gemüse legen, das Fruchtfleisch der eingelegten Salzzitronen (bei Bio-Zitronen mit der Schale) dazugeben. Mit der Marinade übergießen und die Oliven dazwischen streuen.

Zugedeckt bei mittlerer Hitze alles zusammen 10-12 Minuten schmoren lassen, bis sich der Fisch leicht zerpflücken lässt, aber nicht auseinander fällt.

Mit Petersilie garnieren und in der Tajine servieren.

 

 

 

 

Kleine, junge Kartoffeln und ein grüner Blattsalat sind schmackhafte Begleiter für dieses Gericht, ich mag aber sehr gerne ein frisches, knuspriges Baguette zum Auftupfen der köstlichen Sauce.

 

Die schonende Zubereitung dieses „Tajine-Gerichtes“ verspricht einen orientalischen Genuss mit besonderer Note.

 

 

 

 

 

Da eine honigsüße, aber durchaus erfrischende Spezialität des Landes nicht fehlen darf, gibt es zum Dessert einen

 

Orangen-Salat

 

 

 

 

mit

gehackten Mandeln,

gehackten Minzblättchen,

(marokkanische Minze)

Zimt und Honig

 

4 große Bio-Orangen schälen und in dünne Scheiben schneiden (möglichst viel von der weißen, inneren Haut entfernen)

 

Auf einer hübschen, großen Platte anrichten, mit Honig beträufeln, mit Zimt bepudern und mit der gehackten Minze dekorieren.

 

 

 

 

 

Ein süffiger – nicht alkoholischer – Begleiter für diese orientalischen Gaumenfreuden ist ein

 

frischer Granatapfel-Orangensaft

 

für 1 Glas benötigt man 1 Granatapfel, 4 EL Wasser, 1/8 l frisch gepresster Orangensaft, 2 TL Orangenblütenwasser, Zucker nach Belieben, frische Minzblättchen zum Garnieren.

 

 

 

 

 

 

Die unvergleichlichen Eindrücke meines prachtvoll gefüllten, exotischen Reiseträumerei-Füllhorns im Zusammenklang mit den sinnlichen Leckerbissen, die Augenweide und Gaumengenuss zugleich sind, lasse ich bei einem letzten Glas Minztee, den Hassan der verschmitzt lächelnde Kellner mit einem elegant auf- und absteigen Schwung aus der silbernen Kanne in feine Teegläser füllt, noch einmal Revue passieren.

 

 

 

 

 

 

Ein letzter Blick beim Zubettgehen in das hübsche Atrium des Riad zeigt ringsherum die sanft beleuchteten Bleiverglasungen der Spitzbogenfenster und die nächste Traumreise durch Tausendundeine Nacht kann beginnen.

 

 

 

 

 

 

Am samtdunklen Himmel schwenkt Aladin seine strahlend bunte Wunderlampe und flüstert zusammen mit den hell leuchtenden Sternen

 

Gute Nacht!

 

 

 

Dankeschön

 

für diese umwerfend farbig schillernden, spannenden, alle Sinne berührenden Erlebnisse und unvergessenen Erinnerungen,

 

 

 

 

die im zweiten Teil meiner „Reiseträumerei“ viele weitere faszinierende Facetten dieses ungemein gastfreundlichen nordafrikanischen Landes „traumhaft“ lebendig werden lassen, 

 

eure Evelyn

 

 

 

 

 

 

 

 

Rezept für Salzzitronen 

 

 

 

Salzzitronen sind eine unverzichtbare Spezialität der marokkanischen Küche und geben vielen landestypischen Gerichten eine sehr aromatische, erfrischende und unverwechselbare Note.

 

Rezept (für ein Einmachglas Salzzitronen)

6-8 kleine (möglichst dünnschalige) Bio-Zitronen

ca. 80 g grobes Meersalz

kochendes Wasser

 

Das Glas heiß ausspülen und abtrocknen. Die gewaschenen Zitronen dreimal der Länge nach tief einschneiden, aber nicht ganz durchschneiden. Jeweils 1 TL Salz in die Einschnitte geben, evtl. mit den Fingern nachhelfen und die Zitronen wieder fest zusammendrücken und dicht nebeneinander in das Glas legen. Die Zitronen eng und fest bis an den oberen Rand einfüllen, mit dem restlichen Salz bestreuen und mit dem kochenden Wasser komplett übergießen. Das Eimachglas gut verschließen und die Zitronen 3-4 Wochen an einem warmen Platz stehen lassen, damit sie ihr pikantes Aroma gut entfalten können.

Die Salzzitronen halten sich einige Monate, wem sie zu salzig sind, kann sie vor Zugabe zum jeweiligen Gericht kurz mit Wasser abspülen. Zusätzliches Salzen ist in der Regel überflüssig.

 

 

 

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