Kaiserschmarrn und Nonnenfürzle

 

 

 

 

 

Junge, Junge, da soll man immer ein gutes Vorbild sein – und dann so etwas:

 

 

„KAISERSCHMARRN und NONNENFÜRZLE“ ???

 

Wie soll ich meiner Rasselbande nur erklären, wieso wir bei unserem Ausflug ins wunderschöne Oberallgäu auf dermaßen komische bis unartige Dinge stoßen werden?

 

 

 

 

 

 

Aber mit ein wenig Spannung und dem Versprechen auf lustige Abenteuer geht’s halt leichter, alle fünf kleinen und großen Enkelmäusekinder unter einen (Wander-)hut zu bringen, die Rucksäcke zu packen und die Bergschuhe zu schnüren.

 

 

 

 

 

 

Aufi geht’s!

 

 

 

 

   „Der September ist der Mai des Herbstes“

    heißt es im Grimmelshausens „Simplicissimus“.

 

 

 

 

 

Wie wahr, die Bergdorfidylle des Örtchens Steibis im bayrisch-schwäbischen Oberallgäu breitet gastfreundlich ihre sattgrünen Almen für uns aus, die sich jetzt in der Frühe in romantisch hingehauchte, zarte Morgennebel hüllen. Der September, dieser wunderschöne Monat mit seinem gelassenen Charme, hat es eben nicht nötig, von vorneherein gleich alles in die Auslagen zu stellen. Weiß er doch um seine sinnliche Verführungskraft, mit der er uns verwöhnen kann…

 

 

 

 

 

 

Eh wir uns versehen und die Wanderschuhe noch mal nachgeschnürt haben, schenkt er uns ein frisch gewaschenes Himmelblau und wohltuend entspannten Sonnenschein.

 

 

 

 

 

 

Die morgendliche Frische unter nun klarem Himmel und die saubere Luft in dieser atemberaubend schönen Voralpenregion sorgen vital einladend für den nötigen Schwung – aufmunternd selbst für die kleinsten Wandergesellen!

 

 

 

 

 

 

Und natürlich das Versprechen, dass dahinten – gar nicht mehr weit – wir können es ja schon sehen – dort wo die schönen braunen Almkühe genüsslich in der Sonne liegen, auch wir eine köstliche laaaaange Rast machen werden.

 

 

 

 

 

 

Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen! Was für ein Glück – die Hüttenwirtin hat ihn im Angebot…..

 

 

den  KAISERSCHMARRN !

 

 

 

 

Hhhmmmmmm…. solch ein Schmankerl!

 

 

 

Hier das Rezept, falls der Kaiser mal

 daheim vorbeischaut:

 

 

6 Eier

140 g Zucker

500 ml Milch von glücklichen Alpenkühen

240 g Weizenmehl (Type 550)

Zesten einer Bio-Zitrone

eine Prise Salz

etwas Bourbon Vanille-Zucker

50 g Butter

Puderzucker zum Bestreuen

 

Und so gelingt der Schmarrn so gut, dass er selbst dem Kaiser vorzüglich mundet:

 

 

 

 

Eier trennen, Eiklar mir Zucker schaumig schlagen

Eigelb mit der Milch verrühren und das Mehl einrühren

Zitronenzesten zugeben, sowie Salz und Vanillezucker

Den Eischnee nun langsam unterziehen.

Butter in einer Pfanne mit hohen Rand schmelzen und den Teig auf niedriger Stufe backen.

Den Pfannkuchen wenden und anschließend mit zwei Gabeln zügig in unregelmäßige Stücke zerkleinern.

Mit Puderzucker servieren – und wer mag gibt einen großzügigen Klacks eingedickte Preiselbeeren dazu!

(Um eine besonders fluffige Konsistenz zu erhalten, Pfannkuchen nach dem Ausbacken in der Pfanne noch kurz – für etwa 5 Minuten bei 180 Grad Umluft in den Backofen stellen)

 

 

 

 

Wer alles richtig gemacht hat, bekommt zur Belohnung garantiert fabelhaftes Kaiserwetter!

 

 

 

 

 

 

Wir haben es schon und gestärkt mit diesem leckeren Leib- und Seelenfutter gelingt der steile Abstieg vom hohen Berg vorbei an saftigen, tiefgrünen Almwiesen und durch allmählich sich licht gelb verfärbende Wälder noch einmal so gut!

 

 

 

 

 

 

Tiefenentspannt und wohlig müde freuen wir uns auf einen gemütlichen Abend daheim und sind gespannt, ob der morgige Tag nun endlich die andere, etwas pikante Überraschung bringt!

 

 

 

 

 

Um in diesen „Genuss“ zu kommen, müssen wir allerdings in die äußerst malerische und romantische kleine Stadt Wangen im Allgäu fahren.

 

 

 

 

 

 

Bei strahlendem Spätsommer-Sonnenschein nimmt uns dieses schmucke Städtchen mit seinen gepflegten, farbenprächtigen historischen Gebäuden in der denkmalgeschützten Altstadt in Empfang. Attraktive Plätze zum Verweilen wechseln sich mit lauschigen Winkeln, verschlungenen Gässchen und als großen Spaß für die Kinder mit zahlreichen, lustigen Brunnen ab.

 

 

 

 

 

 

Mir und meiner Kamera lassen die reich dekorierten, in fein abgestuften Farben und mit lebendigen Motiven bemalten Fassaden der Patrizierhäuser natürlich keinen Augenblick Ruhe! Es ist aber auch zu verführerisch, diesen prachtvollen Schmuck, der nach Art der „Lüftlmalerei“, besonders im süddeutschen Alpenraum eine lange Tradition hat, für schöne Erinnerungsbilder an unseren Familienausflug festzuhalten.

 

 

 

 

 

 

Kein Wunder, dass die Wangener stolz auf ihre Stadt sind und in ihrem gemütlichen Dialekt sagen:

 

„In Wange bleibt ma hange“

 

 

 

 

 

 

Wir können leider nicht „hange bleiben“ – die Kinder drängen, der wunderschöne Stadtbummel muss langsam ein Ende nehmen, weil …. Da war ja noch was!

 

 

 

 

 

 

Und ihr Lieben, habt ihr denn schon etwas gehört oder vielleicht sogar geschnuppert??? Vorsichtig steuern wir das nächste Café an, sehen uns scheu nach allen Seiten um, bemerken aber nichts, rein garnichts – kein einziges „Nonnenfürzle“ fliegt an unseren Näschen vorbei! Hat uns da vielleicht jemand hinters Licht geführt? Oder gibt es etwa im Sommer keine Nonnenpüpschen???

 

 

 

 

 

 

Das könnte sein, denn traditionell werden die „Nonnenfürzle“ (und hier können wir das freche Geheimnis ja mal lüften), im schwäbischen Allgäu zur Fasnachtszeit gebacken! Gebacken? Ja, die Nonnenfürzle sind ein Schmalzgebäck, das aus einem Brandteig hergestellt wird und die mit zwei Teelöffeln abgestochenen Kugeln werden in heißem Fett ausgebacken und in Puderzucker gewendet. Lecker, luftig und leicht frivol versüßen sie die alpenländische Fasnacht – „Nonnenfürzle“ eben!

 

 

 

 

 

 

Weil es so schön hier ist, kommen wir dann bestimmt noch einmal wieder und trösten uns für heute – auch passend zum herrlichen Wetter – mit einem erfrischenden, fein duftenden großen Eis!

 

 

 

 

 

 

Dieses wohlig, warm durchglühte Septemberwochenende, getaucht in samtig goldenes Licht mit sanften, melancholisch herbstlichen Untertönen, fassen die Worte von Hermann Hesse in seinem Gedicht „Spätsommer“ für mich aufs Schönste zusammen:

 

 

 

 

 

 

„Noch schenkt der späte Sommer Tag um Tag

Voll süßer Wärme. Über Blumendolden

Schwebt da und dort mit müdem Flügelschlag

Ein Schmetterling und funkelt sammetgolden.

 

Die Abende und Morgen atmen feucht.

Von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau.

Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht

Weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.

 

Eidechse rastet auf besonntem Stein,

Im Blätterschatten Trauben sich verstecken.

Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein

  In Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.

 

So wiegt sich manchmal viele Takte lang

Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt,

Bis sie erwachend sich dem Bann entrang

Zurück zu Werdemut und Gegenwart.

 

Wir Alten stehen erntend am Spalier

Und wärmen uns die sommerbraunen Hände.

Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende,

 Noch hält und schmeichelt uns das Heut und Hier.“

 

 

 

 

 

 

Meine Lieben, es war – wie immer – bunt, fröhlich, heiter und lebendig mit euch und ich wünsche allen Großen und Kleinen einen schönen und gesunden Ausklang des Sommers,

 

 

 

eure Evelyn

 

 

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