„Summertime and the livin‘ is easy….“
– George Gershwin aus Porgy an Bess –
Blauer Schmetterling
Flügelt ein kleiner blauer
Falter vom Wind geweht,
Ein perlmutterner Schauer,
Glitzert, flimmert, vergeht.
So mit Augenblicksblinken,
So im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, vergehn.
Hermann Hesse (1877-1962)
Libellentanz
Wir Libellen
Hüpfen in die Kreuz und Quer,
Auf den Quellen
Und den Bächen hin und her.
Schwirrend schweben
Wir dahin im Sonnenglanz:
Unser Leben
Ist ein einz’ger Reigentanz.
Wir ernähren
Uns am Strahl des Sonnenlichts,
Und begehren,
Wünschen, hoffen weiter nichts.
Mit dem Morgen
Traten wir ins Leben ein,
Ohne Sorgen
Schlafen wir am Abend ein.
Heute flirren
Wir in Freud und Sonnenglanz;
Morgen schwirren
Andre hier im Reigentanz.
Hoffmann von Fallersleben
(1798-1874)
Das Rosen-Innere
Wo ist zu diesem Innen
ein Außen? Auf welches Weh
legt man solches Linnen?
Welche Himmel spiegeln sich drinnen
in dem Binnensee
dieser offenen Rosen,
dieser sorglosen, sieh:
wie sie lose im Losen
liegen, als könnte nie
eine zitternde Hand sie verschütten.
Sie können sich selber kaum
halten; viele ließen
sich überfüllen und fließen
über von Innenraum
in die Tage, die immer
voller und voller sich schließen,
bis der ganze Sommer ein Zimmer
wird, ein Zimmer in einem Traum.
Rainer Maria Rilke
Julikinder
Wir Kinder im Juli geboren
Lieben den Duft des weißen Jasmin,
Wir wandern an blühenden Gärten hin
Still und in schwere Träume verloren.
Unser Bruder ist der scharlachrote Mohn,
Der brennt in flackernden, roten Schauern
Im Ährenfeld und auf den heißen Mauern,
Dann treibt seine Blätter der Wind davon.
Wie eine Julinacht will unser Leben
Traumbeladen seinen Reigen vollenden,
Träumen und heißen Erntefesten ergeben,
Kränze von Ähren und rotem Mohn
in den Händen.
Hermann Hesse
Spätblau
O reine, wundervolle Schau,
Wenn du aus Purpurrot und Gold
Dich ebnest friedvoll, ernst und hold,
Du leuchtendes Späthimmelblau!
Du mahnst an eine blaue See,
Darauf das Glück vor Anker hält
Zu seliger Rast. Vom Ruder fällt
Der letzte Tropfen Erdenweh.
Hermann Hesse
Höhe des Sommers
Das Blau der Ferne klärt sich schon
Vergeistigt und gelichtet
Zu jenem süßen Zauberton,
Der nur September dichtet.
Der reife Sommer über Nacht
Will sich zum Feste färben,
Da alles in Vollendung lacht
Und willig ist zu sterben.
Entreiß dich Seele, nun der Zeit,
Entreiß dich deiner Sorgen
Und mache dich zum Flug bereit
In den ersehnten Morgen.
Hermann Hesse
Meine Lieben, genießt die letzten warmen Tage des Spätsommers. Noch ist der Winter weit, noch schenkt uns die Natur ihre herrliche Farbenpracht… und doch… auf leisen Sohlen kommt der Frühherbst, denn mit dem September geht der Sommer zu Ende und um es mit Rilkes Worten zu sagen:
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke – aus Gedicht „Herbsttag“
Einen wunderschönen, goldenen, wärmenden und zufriedenen Herbst mit vielen beglückenden, sinnenfrohen Momenten wünscht euch
eure Evelyn