Mein Ferientagebuch
Es war einmal ein Märchenland. Hoch oben im Norden lagen verträumte kleine, wunderschöne Inseln hübsch verteilt in einem herrlich im Sonnenschein ultramarinblau und smaragdgrün glitzernden Meer…
Endlich Zeit zum Durchatmen! Die Wellen rauschen, die kühle Meeresbrise erfrischt die sonnengewärmte Haut, die warmen Holzstege führen an den feinen, hellen Sandstrand, Mövenschreie, Kinderlachen…
SOMMERFERIEN!!!!
Und wo?? Tahiti? Hawaii? – I wo … viel schöner … Ferien auf der Insel Langeland in der „dänischen Südsee“! Traumverloren und märchenhaft, erholsam und einfach „hygge“ bis in die letzte urlaubsreife Pore!
LANGELAND… ein Rosenzweig im Meer… üppiges, weites Bauernland mit gepflegten Höfen, Misthaufen wie in alten Zeiten, Dorfteichen und bunten, idyllischen Fachwerkhäusern mit dickem Strohdachmützen, kleine, knuddelig entspannte Hafenstädtchen zum Bummeln, versteckte, vornehme Herrensitze, herrliche, urwüchsige, gesunde Wälder, bis zum Horizont reichende sonnenverwöhnte Kornfelder, prächtige, große Windmühlen, riesige Gebiete für Wildpferde und schönste, feinsandige Badestrände am Meer und bei klarem Wetter Fernwehausblick auf die Große-Belt-Brücke – Raum, Zeit und Muße für ausgedehnte, abwechslungsreiche, pure Naturerlebnisse.
„In dem Meer der goldnen Stoppeln segeln
Kleine Schiffe, weiß und leicht erbaut;
Und in Träumen seiner leichten Weite
Sinkt der Himmel wolkenüberblaut.“
– aus dem Gedicht „Der Herbst“ von Georg Heym – 1887-1912 –
Tage voller Zeit und Raum und des anregenden Genießens, Tage der blauen Weite,
…Tage des grünen Lebens, das Augen und Seele zur Ruhe kommen lässt,
… aber auch des bunt und heiter gesprenkelten und der farbenfrohen Sinnesfreuden.
Inseln – Orte von Freiheit und Sehnsucht – eine mythische Kraftquelle voller Inspiration, Emotion, Faszination, Kontemplation – Urlaub am Meer…
Mit nackten Füßen durch den Sand laufen, das Lichtspiel der Sonnenstrahlen auf den Wellen beobachten, Muscheln und Strandgut sammeln, Klarheit und Schlichtheit einatmen, die Ursprünglichkeit spüren und die Kostbarkeit des Augenblicks….
„Omi, sind wir jetzt endlich auf Lummerland? Du weisst doch, Lummerland ist ein sehr kleines Land. Nicht viel größer als eine Wohnung. Wenn man über die Landesgrenzen hinaus geht, bekommt man nasse Füße. Lummerland ist nämlich eine Insel, umgeben vom blauen Ozean. Tag und Nacht rauschen große und kleine Wellen an den Strand. Im Landesinneren gibt es zwei kleine Hügel, einen etwas größeren und einen etwas kleineren. Dazwischen steht das Schloss des Königs…. Omi, gell – genauso wie in dem Buch von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer. Wollen wir einen Ausflug durch Lummerland machen?“
Die Ostsee, ja sie ist ein Meer… aber nicht so wild wie ihre Schwester, die Nordsee auf der „anderen“ Seite, die mit ihren Gezeiten stürmisch, tiefgründig, rau und besitzergreifend sein kann. Sie ist die Sanftere, die Fröhlichere; heiter und verspielt umarmt sie die Inselchen der dänischen Südsee mit ihrer in allen Blaunuancen schimmernden Wärme. Ideal für die Kleinen, die zum ersten Mal am großen Meer sind und sich begeistert das Wasser und die Wellen erobern, mit jeder gefundenen Muschel ein neues Wunder entdecken, sich mutig und wohlig in den feinen Sand einbuddeln lassen, fantasievolle Sandburgen bauen und gar nicht genug kriegen können von Sonne, Wind und Lebensfreude. Und die Großen? Unbeschwert und entspannt im Hier und Jetzt die Kunst des Nichtstuns genießen, verliebt in das Licht über dem Meer und eingehüllt in das Gefühl einer kleinen Ewigkeit, die Zeit und Raum vermitteln.
Sonnige Tage und sternklare Nächte, Weizen- und Roggenmeere bis zum Horizont, ab und zu schon die eingestreuten Farbflächen der strohgelben Stoppelfelder, geheimnisvolle Moore, winzigkleine Weiher und verwunschene Seen, sattgrüne Wiesen, uralte, beeindruckend vor Gesundheit strotzende Wälder mit riesigen Jahrhunderte alten, imposanten Baumgiganten, sanfte Dünenlandschaften und immer wieder das Meer mit seiner jetzt im August scharf gezogenen Trennlinie zwischen Wasser und Himmel.
Langeland – das lange Land – im sonnig heiteren Spätsommer… eine Insel mit vielen Temperamenten. Im Norden selbstbewusst mit einer kargen, spröden, ungestümen Seite, im Süden lächelt sie freundlich und warm, nahezu mediterran den Feriengästen entgegen.
Und da wo das Meer auf Inselparadiesen das Land umspült, an eben diesen Sehnsuchtsorten finden wir Heutigen noch manche „Perlen“ lebendiger Vergangenheit… und nicht nur Schlösser, die im Monde liegen oder Traumbilder unserer Fantasie sind; nein, auch wunderschön real Existierende zum genüsslichen Anschauen, bewundernden Staunen und Lustwandeln….
Losgelöste, heitere, leichte, farbenfrohe Sommertage – geschenkte Augenblicke, kleine Entdeckungsreisen, ruhige Selbstvergessenheit, kindliche Ferienfreude, gelassen freundliche Menschen, fröhliche Sorglosigkeit – schönstes Sommerregiment des Monats August…
Für heitere Abwechslung im losgelösten Schwebezustand zwischen Wind und Wellen, Strand und Sand sorgen wie eingestreute, bunte Mosaiksteinchen amüsante, originelle, wie aus der Zeit gefallene, auf angenehme Weise „altmodische“ Hafenfestchen, die alle kleinen und großen Besucher mit herzlicher Offenheit und liebenswürdig dänischer Gelassenheit empfangen.
Inspirierende Besuche in versteckten Galerien, die die kreative Seite in uns neu beflügeln, freudige Begeisterung bei erfolgreichen Beutezügen durch Antiquitätengeschäfte mit feiner Patina und auf quirligen Flohmärkten,
Bummeln durch verschwiegene Gässchen in liebenswürdigen, historischen Städtchen, die den gepflegten Erhaltungszustand ihrer Häuser und Gebäude auf derart charmante Weise präsentieren, dass der Kameralinse keine Ruhepause gegönnt wird…
Es sei denn, der Magen knurrt vernehmlich und das Wasser läuft einem schon im Mund zusammen,
weil die „Cuisine de la mer“ von allen Seiten lockt!…. Na klar, wir sind am Meer – aber im schönen Dänemark, wo eine frisch-moderne „Cuisine“ mit skandinavischem Pfiff in den letzten Jahren völlig neu interpretiert worden ist und die Profis der interessierten Feinschmecker immer öfter im nordischen Königreich zu Gast sind. Und wer möchte, findet bei Streifzügen durch die Landschaft in den „Kros“, den Landgasthöfen, gute, traditionelle dänische Küche mit fangfrischen Meeresfrüchten und besten regionalen Produkten.
Und erst das „Süße“! Es hat im dänischen Leben seinen festen, unerschütterlichen Platz und Legende ist die Zahl der Blätterteigkreationen und der mit himmlisch zarten Cremes gefüllten Gebäckteilchen. Ich sage nur: Zimtschnecke!!!! mmhhhh……………..laekker, laekker!!!
Zum Genießen und damit die Zubereitung nicht allzu kompliziert und aufwändig ausfällt, haben sich die entspannten Dänen etwas Besonderes ausgedacht. Zur „Frokost“, dem dänischen Mittagessen, gibt es ein üppig belegtes, nach eigenem Geschmack und Vorlieben komponiertes, delikates
„SMÖRREBRÖD“
Überhaupt… die Dänen, wie machen sie das nur? Ihre lässige Unverkrampfheit, die fühlbare Ruhe und Gelassenheit… „Ist etwas faul im Staate Dänemark,“ wie es schon in Shakespeares Hamlet steht? Nein, absolut nicht – denn immer wieder nimmt das kleine Völkchen auf den Rankinglisten den Platz ein: „die glücklichsten (oder zweitglücklichsten) Menschen der Welt“ zu sein! Und gleich hinter der „Graense“, dort wo Jütland beginnt, spüren auch die Touristen und Feriengäste die wohltuende innere Entschleunigung. Der Verkehr fließt ruhiger, es wird nicht gedrängelt, gehupt oder gemault und in den Innenstädten tragen die unglaublich vielen Fahrradfahrer umweltfreundlich zum ruhigen Fluß bei.
Neben der märchenhaften Bilderbuchatmosphäre der dänischen Südseeinselchen, der kilometerlangen, feinsandigen Strände und der üppigen grünen Landschaft, verleihen die Attribute: demokratisch, attraktiv, modern, kreativ, sportlich, aufgeschlossen, umweltbewußt, herzlich und unkompliziert den Dänen ihren entspannten Charme – der sich auf den erholungssuchenden Urlauber auf wunderbare Weise überträgt und im Alltag noch lange nachklingt.
Und spätestens mit dem sich langsam anschleichenden Alltagsblues keimt die Sehnsucht nach der besonderen Art der Gelassenheit, der „Hygge“ wieder auf, verbunden mit der Hoffnung, dass die nächsten Ferientage im „Staate Dänemark“ in nicht allzu weiter Ferne liegen.
Und da ich zu meiner Schande gestehen muß, dass die Urlaubspostkarten nicht geschrieben wurden, gibt’s hier noch einen kleinen Fotogruß aus der beschaulichen Stadt Odense auf der Insel Fünen, Heimat des weltberühmten Märchendichters Hans Christian Andersen, der mir als „Co-Autor“ beim Schreiben über die Schulter geblickt und einige Zeilen aus seinen wunderschönen Märchen für mein Ferientagebuch geschenkt hat.
Hej, hej… tak, det var smukt… Es waren traumhaft schöne, schwebend leichte, sonnenverwöhnte, bunte Ferientage im Märchen-Langeland-Lummerland, deren Spuren noch ein wenig bleiben, nicht nur in Herz und Seele, auch auf der zart gebräunten Haut.
Ein dickes Dankeschön für meine munteren, lebensfrohen, kleinen und großen Ferienbegleiter – es war zauberhaft mit euch!
eure Evelyn