Das hässliche Entlein

 

Draußen nieselt graues, kaltes Schmuddelwetter und jeder beeilt sich hastig nach Hause zu kommen. Schnell noch ein paar Pfützen ausweichen – und da hätte ich es doch fast übersehen…

In der letzten großen Lache, kurz vor dem Hauseingang, an der Bordsteinkante dümpelt ein kleines, hässliches Entlein armselig quickend vor sich hin… „Nimm‘ mich mit, bitte, bitte…“

 

 

Tropfend und triefend setze ich es in einen alten Karton und stelle es erstmal im Hausflur ab. Immer noch besser als draußen bei diesem grauslichen Wetter.

Am nächsten Tag schaue ich es mir vorsichtig genauer an – und siehe da, es ist eigentlich noch ganz gut in Schuss, vor allem die Beinchen und der „Unterboden“ sind tadellos in Ordnung. Nur das „Federkleid“ sieht etwas ruppig, zerzaust und schmutzig aus.

 

 

Mit ein wenig guter Pflege, einer weichen Polsterung und einem schicken neuen Kleid könnte daraus ein ziemlich hübsches, farbenfrohes Entlein entstehen – denke ich mir.

Gesagt – getan! Zuerst einmal das alte, kaputte Kleid ausziehen, dann die Beinchen säubern (vorsichtig mit feinem Schleifpapier anschleifen) und das Entlein gut trocknen lassen.

Ein fröhlich bunt gemusterter Stoffrest hebt nicht nur meine Laune bei diesem tristen Wetter, sondern müsste auch dem Entlein recht gut zu Gesicht stehen. Eine harmonisch zum Stoff passende Farbe für die Beinchen ist im Sortiment auch vorhanden. Und los geht’s!

 

 

Die „Entenbeine“ werden mit mehreren verschieden Farbaufträgen, die nach der Trocknung jeweils vorsichtig mit feinem Schmirgelpapier geschliffen werden, bearbeitet. An den keck nach außen gewölbten „Schenkelchen“ und fein geschwungenen Rändern etwas mehr, damit die darunter liegende Farbe zart hervorschimmert.

 

 

Nachdem das Entlein diese Prozedur gut und ohne Geschrei überstanden hat, bekommt es eine dicke Wohlfühlpolsterung aus weicher Polsterwatte. Diese wird stramm und fest rundherum festgetackert. Aua, das tut jetzt doch ein bisschen weh!

Ja, aber das muss sein, denn das neue Kleid soll ja später gut sitzen und dafür brauchen wir einen ordentlichen Unterrock. Schau nur mal in den Spiegel, das sieht doch schon recht fesch aus.

 

 

So, nun den Stoff fürs farbenprächtige neue Kleid zuschneiden und anprobieren! Na, wie gefällst du dir damit? Gut – nicht wahr? Ich finde, er steht dir hervorragend!

Leider muss ich das Entlein für die exakte Passform des Kleides aber noch einige Male zwicken (auch hier kommt wieder der Polstertacker zum Einsatz). Seufz! Wer schön sein will, muss eben ab und zu leiden!

Uff, beide total geschafft, aber glücklich – denn das Ergebnis kann sich doch schon sehen lassen, oder?

 

 

Jetzt kommt nur noch der vergnügliche Teil – das aparte Make-up und ein fein abgestimmtes Accessoires in Form einer attraktiven, zum Kleid passenden, gedrehten Kordel! Und die wird nur geklebt, das tut nun gar nicht mehr weh.

 

 

Und die Beinchen? Ja, die graziös geformten Beinchen werden mit feiner, goldiger Schminke – äh, Goldfarbe – anmutig ins rechte Licht gerückt, um ihren eleganten Schwung zu betonen. Ganz dezent – versteht sich! Wir wollen ja nicht übertreiben.

 

 

Denn: „Wahre Eleganz heißt, nicht ins Auge zu fallen, sondern in Erinnerung zu bleiben“. Zitat des großen Modeschöpfers Georgio Armani! Und wer möchte das nicht? Deshalb – ab und zu mal kritisch in den Spiegel schauen…

Wenn ich mir nun mein einst so hässliches Entenküken anschaue, sind wir zwei aber sehr weit gekommen. Findet ihr nicht? Es ist hübsch und mit einer Prise Eleganz ausgestattet, sehr fröhlich anzusehen und kann putzmunter und übermütig mit allen meinen Entchen mitschwimmen, denn es ist nicht mein erstes „gerettetes Entlein“…

 

 

Kreativ-fröhlich-bunte Grüße zum Jahresanfang, eure Evelyn

 

 

 

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