Die Reichenau?
Wer will denn dahin? Die Mainau, diese Perle im Bodensee, diese großartige Blumeninsel des Grafen Bernadotte, ja – die kennt fast jeder… aber die Reichenau?
Genau… die Reichenau – die „reiche Au“ im Untersee, dem westlichen Teil des Bodensee!
In einer Welt, die uns ständig ein Lebensgefühl vermittelt, allem und jedem und uns selbst stets hinterhereilen zu müssen, bietet dieses ruhig gediegene Fleckchen Erde auf schöne Art und Weise wohltuend entspannte Momente um Innezuhalten.
Die Sonne steht hoch, unbeschwertes Sommergefühl, das alles leicht erscheinen lässt und zum Leuchten bringt, breitet sich aus… ein Tag wie geschaffen für eben genau diese Insel!
„Nichts Schöneres unter der Sonne,
als unter der Sonne zu sein“.
Dieser Ausruf purer Lebensfreude der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann aus ihrem Gedicht „An die Sonne“ ist die richtige Überschrift für einen Tag sorglosen Inselglücks! Auf – der Reichenau!
Schon die Anfahrt vom Festland über den langen Damm, dessen turmhohe Pappelreihen Spalier stehen und die sich zu beiden Seiten ausbreitenden, unter Naturschutz stehenden Schilflandschaften empfangen den Besucher mit beschaulich versonnener Ruhe.
Kaum hat man den Damm verlassen, breitet sich ein farbenfrohes Spektrum an frischgrünen Gemüsefeldern, mohnroten Wiesen, strotzend gesunden Weinreben und herrlich duften Kräutergärten aus. Als hätte man ein buntes Kaleidoskop geschüttelt, tauchen liebevoll gepflegte, rosenumrankte, anheimelnde Hausfassaden auf und bei jedem Blick malt das sommerlich blau-grün glitzernde Wasser des Sees leuchtende Tupfer ins Inselmosaik.
Die kostbaren Kirchen und berühmten Klostergebäude dieses Inselkleinods sind großartige Meisterwerke menschlicher Schöpferkraft und beredte Zeugen einer kulturellen, religiösen und politischen Blütezeit des Abendlandes. Baukunst, Kulturlandschaft und uralte klösterliche Tradition verhalfen der Insel im Jahre 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe!
Die „reiche Au“ – reich an Natur und Kultur – hier erlebt man beides auf Schritt und Tritt!
Einer der berühmten Äbte des Benediktinerklosters – Walahfrid Strabo – schrieb um 825/26 n. Chr. mit seinem Lehrgedicht „Hortulus“ (Gärtlein) die erste gartenbauliche Abhandlung nach der Antike in Deutschland. Zur Gemüse- und Kräutergartenkultur haben die Klöster des Mittelalters einen wesentlichen Beitrag geleistet. Obstbaum- und Blumengärten wurden kultiviert und zahlreiche Heilkräuter schufen lehrreiche Grundlagen in Medizin und Botanik, von deren Erkenntnissen wir noch heute profitieren. Der exakt rekonstruierte Kräutergarten des Klosters liegt mit einem Staketenzaun eingefasst an der Klostermauer und bietet anschauliche Einblicke in die verwendeten Nutz-, Heil- und Gewürzpflanzen.
Um das reiche kulturelle Erbe dieser Insel von der karolingischen Zeit über das Mittelalter bis heute zu erfassen und zu würdigen, sei es in der Baukunst von Kirchen und Klöstern, der überaus kunstvollen Buchmalereien und -schriften, der Schatzkammern mit ihren Reliquien und prunkvollen Wandgemälden, bedarf es sicherlich einer vertiefenden, musealen Entdeckungstour. Erst dann erschließt sich der „Geist der Reichenau“ mit ihrem weltkulturellen Erbe.
Aber da Vielfalt das Zauberwort des Monats Juni mit seiner verschwenderisch reichen Natur ist, bietet sich an diesem sommer-sonnigen Tag die strahlend bunte Blumenwiese mit knallrotem Klatschmohn, weißen Margeriten und leuchtend blauen Kornblumen zum selbstvergessenen Verweilen an. Tief durchatmen, die frische Luft der Seebrise erschnuppern und die Seele baumeln lassen.
Erquickendes für Geist und Seele füllt jedoch noch nicht den Magen. Dafür bietet dieses einzigartige Inselparadies ein prächtiges Füllhorn kulinarischer Genüsse.
Aus dem See und vom Feld frisch auf den Tisch – das Motto der Reichenau!
Köstliche Delikatessen aus fangfrischen Felchen oder Hechten garniert mit frischesten Salaten, Gurken, Radieschen und Tomaten und begleitet von guten Tröpfchen süffigen Inselweins aus Deutschlands südlichstem Weinbaugebiet – das Schlaraffenland für Genießer ist inselfrisch geöffnet!
Die „reiche Au“ – ist genau der richtige Ort, um ein unvergleichlich zauberhaftes Fleckchen Erde mitten im Bodensee zu genießen.
In den Gärten duften die Rosen, der letzte Flieder blüht noch und der Holunder grüßt schon mit seinen flockigen, weißen Blütendolden… du schöne, reiche Insel… ein dir gebührender, längerer Besuch ist schon geplant. Adieu, bis bald – ich komme wieder (…und berichte jedem, den ich treffe, von deinem erfrischenden Zauber).
Seid luftig, leicht und lebensfroh gegrüßt von
eurer Evelyn
PS.: natürlich habe ich noch einen leckeren Schmaus aus frischem Inselgemüse im Gepäck:
Gemüsetarte „Reichenau“
Zutaten
200 g Mehl
1 Prise Salz
1 Ei
150 g kalte Butter in kleinen Flöckchen
evtl. etwas kaltes Wasser
Diese Zutaten rasch zu einem Mürbeteig verkneten und zu einer Kugel rollen. In Klarsichtfolie 1 Stunde kühl stellen.
Für den Belag:
½ bis eine 1 gelbe Zucchini in dünnen Scheiben
1 große Möhre in kleinen Scheiben
Eine handvoll kleine, süße Tomaten, halbiert
½ Fenchelknolle, kleingeschnitten
1 – 2 Frühlingszwiebeln, in kleinen Ringen
diverse Gartenkräuter (Basilikum,1
Pfefferminze, Thymian, etc. ) nach Gusto
Den Tarteteig ausrollen, in eine Tarteform legen und mit einer Gabel mehrmals einstechen. Das Gemüse und die Kräuter darauf verteilen.
Für den Guss:
2 Eier
150 g Joghurt
3 El frischer, sahniger Ziegenkäse
evtl. 1 El. Milch
Salz, etwas Pfeffer
Bei 190 – 200 Grad Ober-/Unterhitze appetitlich, knusprig backen.
„En Guada“! (das ist nicht spanisch….)