„Let me take you down
`Cause I’m going to Strawberry Fields
Nothing is real
And nothing to get hung about
Strawberry Fields forever“
Ja, das waren wilde Zeiten… als die vier attraktiven englischen „Pilzköpfe“ mit mitreißendem, rhythmischen Beat bei ihren sensationellen Konzerten weltweit vor allem weibliche Teenager zum Kreischen brachten und in einen wahren Sinnestaumel versetzten. In hingerissener Verzückung hätten die meisten von ihnen die Einladung „mit zu den Erdbeerfeldern zu gehen… für immer…“ euphorisch verklärt angenommen.
Und ich weiß, wovon ich spreche… Obschon einige Jährchen jünger als die coolen Boys, zuckte es dennoch in den pubertären Gliedern, wenn die ersten Takte der für meine Generation „neuen“ Songs erklangen.
Papa und Mama gefielen diese Töne natürlich überhaupt nicht und wenn zufällig mal ein paar Bilder von Auftritten dieser „Rocker“ über die noch ziemlich schwarz-weiße Mattscheibe huschten, verschwand Mama in die Küche und backte ERDBEERTORTE!!! (Und hiervon die Erste gab es Anfang bis Mitte Juni, wenn eben die Zeit und die Erdbeeren reif waren und sich alle mächtig darauf freuten!)
Selbstverständlich auf Mürbeteigboden und mit alle Erdbeerchen innig zusammenhaltenden Gelatineguss. Obendrauf thronte frisch geschlagene Sahne – und der Familienfrieden war wieder erdbeer-rosarot glücklich und genussvoll gerettet. Strawberry fields forever…
So hat eben alles mal ganz unschuldig angefangen mit „meinen“ Erdbeeren…
Aber dann! Das erste Date in der Eisdiele! Die italienischen Gigolos und ihr unwiderstehliches Gelati verführten mit der Krönung ihres Könnens, dem „Spaghetti-Eis“, die Backfische, die jetzt aber Teenies hießen. Vor mehr als 50 Jahren erfunden, ist der Kult-Klassiker auch heute noch die beliebteste Kreation deutscher Eis-Schlecker! Und so muss sie serviert werden: Ein kleiner Berg Vanilleeis-Spaghetti mit pürierten Erdbeeren und geraspelter, weißer Schokolade… Grandioso! Strawberry fields forever…
Im Laufe der Jahre ist das unschuldige Früchtchen in tausenderlei Zubereitungs- und Genussvarianten zum Superstar unter den Sommerbeeren avanciert. Fast rund ums Jahr werden sie uns präsentiert, und wen hat es nicht schon mal im März oder April in den Fingern gezuckt, um ein klimaschädlich eingeflogenes Schälchen der immer-roten Beeren zu erstehen. Meist mit großem Bedauern, da der erwartete Geschmack der Schein-Schönen doch erheblich zu wünschen übrig ließ. Selbst schuld – zu früh, zu teuer, wässrig und fade.
Also – bis sie bei uns mit aromatisch betörender Süße und frischer Fruchtreife geerntet werden können, lieber noch ein wenig träumen – von ihnen. Das lohnt sich in jedem Fall! Sagt uns doch die Traumdeutung „wenn du im Traum verführerisch rote, pralle Erdbeeren isst, könnte es die Ankündigung eines erotischen Abenteuers bedeuten…“ Weiterhin steht das Traumbild für Glück und Erfolg, erfüllte Hoffnungen und süße Erwartungen. Ich plädiere dafür, mal wieder den unsterblichen Beatles-Song anzuhören, um in lustvoller Stimmung zu bleiben… Strawberry fields forever!!
Wem das alles nicht hilft, sollte es vielleicht mit einer süffigen Erdbeerbowle versuchen. Denn es müssen ja auf keinen Fall etwaige andere bewusstseinserweiternde Substanzen sein. Oh nein!
Aber möglicherweise enthält diese kleine „Lolita“ unter den Beeren, die streng genommen botanisch gar keine Beere ist, sondern nur eine „Scheinbeere“ (sie gehört zu den sog. „Sammelnussfrüchten“ – die eigentlichen Früchte, die Samen, sind die kleinen, gelben Nüsschen an der Oberfläche), in ihrer Essenz doch das eine oder andere berauschende Tröpfchen.
Vermuten könnte man es! Denn wie es scheint, hat sie offensichtlich schon manch einem die Sinne verwirrt, der wohl einige süße Beerchen zu viel genascht hat. Ob der Maler Hieronymus Bosch (1450 – 1516) ihr auch sehr zugetan war, wissen wir natürlich nicht, doch ein „Spaziergang“ durch die Bilderwelten seines „Gartens der Lüste“ lässt einiges erahnen. Die überdimensionierten Erdbeeren auf einigen seiner von Traumwesen bevölkerten Gemälde zeugen deftig und saftig von unverkennbarer sinnlich-erotischer Symbolik, von Wollust und Sünde.
Ja, ja, „rot wie die Liebe, süß wie die Sünde“, so kommt sie daher. Das hat wohl auch den Sonnenkönig, Ludwig XIV. am Hofe von Versailles davon überzeugt, sich näher mit ihr zu beschäftigen und seine Gärtner beauftragt, aus Amerika eingeführte, großfleischige Erdbeeren mit der europäischen, kleinen, aromareichen Walderdbeere in Züchtungen zu kreuzen. Er war es, dem wir die uns heute bekannte Gartenerdbeere zu verdanken haben. „La fraise“ wäre doch auch ein charmanter Name für eine weitere kokette Mätresse des Sonnenkönigs gewesen. Ihre rosig-süßen, bezirzenden Verführungskünste hätten auf den großen, sonnigen Ludwig sicherlich unwiderstehlichen Eindruck gemacht.
Uns bleibt es nur zu sagen: „Un grand merci, Sire“ für das köstliche Erbe!
Bezaubernde, kleine Anmerkung: In Frankreich ist die Lust auf‘s Naschen von Erdbeeren noch immer ein Hinweis auf eine Schwangerschaft!
Mal Heilige, mal Dirne… Auf Heiligenbildern bescheiden und rein zu Füßen der Jungfrau Maria als Symbol der Demut und Bescheidenheit, andererseits aber stets sinnliche Begleiterin vieler vorchristlicher Liebesgöttinen, wie z.B. Venus, die sich den süßen Duft, das intensive Aroma und leuchtende Rot der vitalen Früchte für ihre verführerische Wirkung wohl oft zunutze gemacht haben.
Strawberry fields forever…
Minnesängern, Dichtern, Literaten, Malern, Schauspielern – von der Antike bis heute – vielen war und ist das bestrickende Superfrüchtchen in seiner schon vom Anschein her höchst stimmungsaufhellenden Art, unwiderstehlichen Süße und symbolträchtigen Aura eine mit kosenden Worten und appetitlichen Bildern liebenswürdig-frivole Huldigung wert.
So seufzte der unvergessene Schauspieler „Klaus Kinski“ auf der Sprechplatte „Villon“ in der verliebten Ballade
Erdbeermund
„Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.“
So heiß, so rot, so sehnsüchtig, so unverblümt erotisch geht es im Gedicht des deutschen Dichters Paul Zech (1881-1946) noch einige Strophen lang weiter. Ich kann nur sagen: Oh, la, la… la fraise – du Früchtchen!
Oder auch… Strawberry fields forever!!!
Meine persönliche Ehrerbietung an die wie in jedem Jahr lang ersehnte, hiesige Königin der Beeren ist heuer ein zart schmelzender, delikater Käsekuchen mit Erdbeeren, umschwärmt von prickelnd fruchtigen Rhabarberstückchen.
Hier das Rezept
250 g Mehl
200 g Zucker
2 Päckchen Vanillezucker
1 Prise Salz
40 gemahlene Mandeln
5 Eier
125 g Butter
300 g Erdbeeren
400 g Rhabarber
250 g Schmand
1 Päckchen Vanille-Puddingpulver
Puderzucker zum Bestäuben
(sehr gut in einer Tortenform mit hohem, gewelltem Rand von 28 cm Durchmesser)
Mehl, Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, Salz, Mandeln (1 EL zurückhalten),1 Ei, Butter in kleinen Flocken zu einem Mürbeteig verkneten, in Folie wickeln und 1 Stunde kühl stellen.
Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
Erdbeeren waschen und halbieren, Rhabarber putzen und in ca. 2 cm lange Stücke schneiden. Restlichen Zucker, Vanillezucker, 4 Eier, Schmand und Puddingpulver miteinander verrühren.
Kuchenform gut einfetten und mit dem Mürbeteig auslegen, mit der Gabel mehrmals einstechen. Die restlichen Mandeln auf dem Teigboden verteilen, damit er nicht durchnässt.
Erdbeeren und Rhabarber auf dem Mürbeteigboden verteilen und mit dem Schmandguss übergießen.
Ca, 35 Min. auf der mittleren Schiene backen, dann mit Alufolie abdecken und weitere 25 Min. fertig backen.
Nach dem Abkühlen mit Puderzucker bestäuben und in aller Unschuld genießen!
Strawberry fields forever…
Viel Genuss und Freude mit den leckeren, vitalen Früchtchen und eine reiche Ernte auf gut bestückten Strawberry fields wünsche ich für diese Saison allen Erdbeerfans,
eure Evelyn
und wie immer…